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Aller Anfang ist schwer

23 Sep

Hab ich es also endlich geschafft anzukommen und auch ein Blog einzurichten. Genug Zeit dafür habe ich ja endlich.  Zum einen sind gerade in ganz Korea Ferien wegen dem Erntedankfest. Nachdem die ganze Stadt ständig von Menschen überrannt wird, ist gerade kaum (relativ gesehen) eine Menschenseele auf der Straße anzufinden. Das liegt auf der einen Seite daran, dass die Leute alle zu Ihren Familien nach Hause fahren oder zu Hause bleiben, auf der anderen Seite schüttet es teilweise wie zur nächsten Sintflut. Das wäre dann auch schon der andere Grund für meine Freizeit. Es hat so stark geregnet, dass das tolle neue Advanced Science & Technology Center, in dem wir im 6. und damit obersten Stock untergebracht sind, offensichtlich undicht geworden ist.

Zunächst aber erstmal zur letzten Woche. Ich habe es zunächst einmal geschafft, bis zur Uni zu kommen und dort auch noch bis zu meinem Institut. Der einzige Umgang von Koreanern mit Englisch ist in der Regel ein kreativer um Produkte nett zu benennen. Zum Glück sind aber dennoch viele Stationsnamen etc. ins Lateinische übertragen, so dass man sich halbwegs orientieren kann. Mobiltelefone aus dem Rest der Welt funktionieren in Korea im übrigen nicht.

Anschließend haben wir erst mal gegessen (Indisch, Wolfgang verträgt kein koreanisches Essen). Dann habe ich mein Zimmer bezogen. Direkt außerhalb vom Campus, für ₩500.000 pro Monat und leicht zu beschreiben: klein, oder besser winzig. Es gibt ein Bett, einen Schreibtisch, ein Regal, einen Schrank, eine Toilette, eine Dusche, ein Waschbecken, und ein Fenster inkl. Mauer davor auf gerade einmal 8qm². Das ist wirklich beeindruckend. Erwähnenswert wäre noch ein Kasten mit einem hellen roten Licht das immer leuchtet, auch in der Nacht. Das scheint wohl so etwas wie der Alarm zu sein, falls die Nordkoreaner kommen. Naja die Haare vom Vormieter rausgeholt und dann ab ins Immigration Office.

Ein bisschen Sight-Seeing habe ich neben dem Visumsantrag auch noch geschafft. Ich war im Gyeongbokgung Palast. Das ist zwar nicht der ältest oder schönste, dafür aber der größte der Paläste in Seoul. Und vor allem ist es der, den ich gefunden habe, denn ich habe mich verlaufen. Naja auf der Suche nach der Touristeninformation habe ich dann noch per Zufall Downtown Seoul entdeckt. Wobei das in dieser Stadt alles nicht so eindeutig ist. Mitunter gibt es entsprechende Viertel mehrfach. So bin ich zum Beispiel mit meiner Unterkunft offensichtlich in einer art Partyviertel gelandet mit Massen an DVD-Kabinen, Internet-Cafés, Bars und Restaurants. Wobei letzteres nichts ungewöhnliches ist und quasi für die ganze Stadt gilt. Auf dem Rückweg bin ich dann noch in eine Art Teeny-Gratis-Konzert geraten wo ich mir für ₩2.000 einen Plasteregenmantel gekauft habe.

Eines gibt es hier aber auf jeden Fall nicht: Discounter. Zumindest nicht in der Innenstadt. Dafür aber Massen an GS25. Das sind Spätis mit erweitertem Angebot für das alltägliche Leben. Einen Supermarkt habe ich auch gefunden nur nützt der mir im Moment nur bedingt was, weil alles, dass ich am äußeren Identifizieren kann, wie Brot, Käse, Wurst, Obst etc. unglaublich teuer ist. Diverse Packungen mit koreanischen Aufschriften und garantiert ohne Bilder sind dafür deutlich billiger. Offensichtliche essen Koreaner Morgens, Mittags und Abends immer Nudeln oder was weiß ich was oder gar nichts.

Ja und gestern war ich dann kurz in der Uni, dann sind wir zum Essen. Es hat geschüttet ohne Ende und eh wir im Restaurant waren, war ich auch schon komplett nass, denn mein toller Regenmantel war zu Hause fein verpackt. Naja das Essen war gut. Es gab Fusion (japanisch, westl., koreanisch). Anschließend zurück. Mittlerweile stand das Wasser in meinen armen Schuhen. In der Uni T-Shirt, Socken und Jeans ausgewrungen, Schirm zum Trocknen aufgehangen und Wasser aus den Schuhen gekippt und dann halt festgestellt, dass ich die Schuhe besser gleich auslasse.

Das Wasser kam nämlich in Bächen von der Decke und hat in kürzester Zeit unser Stockwerk geflutet. Da wir alleine waren (wegen der Ferien), konnten wir nur einen Teil der Computer und anderer Technik retten. Der Rest hat wohl nicht so wirklich überlebt. Anschließend haben wir angefangen, dass Wasser mit Schiebern zum Abrücken zu bewegen. Die Abläufe waren natürlich funktionsprinzipbedingt an den höchsten Stellen. Vier Stunden später waren dann auch andere da und wir haben uns nach Hause verabschiedet.

 
6 Kommentare

Eingestellt um 21:24 KST

 
  1. Thomas

    Donnerstag, 23. September 2010 at 23:40

    danke für den bericht. eine gute idee ist die automatisch bei flut erscheinende laufbahnmarkierung auf bild 18.

     
  2. pozzy

    Freitag, 24. September 2010 at 00:04

    also den hauseigenen niagarafall hätt ich mir nicht ganz so heftig vorgestellt

     
  3. Conny

    Freitag, 24. September 2010 at 03:21

    ach du liebes bisschen… immer den humor behalten… sonst (achtung, schenkelklopfer) kommst du noch vom regen in die traufe…
    viel spaß weiterhin…

     
  4. Irene

    Freitag, 24. September 2010 at 03:59

    Interessant, der Unterschied zwischer bunter Nacht und Regentagen auf der Straße. Bin schon gespannt wie im Center die “Büroarbeit” weitergeht.

     
  5. Andreas

    Freitag, 24. September 2010 at 17:01

    guter blog
    diese kreative art computertechnik abzuschreiben erklärt zum teil auch, warum die innovationszyklen in korea kürzer sind als bei uns… immerhin scheint der fußboden dicht

    p.s. sperr den blog für brasilianer, die kommen sonst aus dem lachen nicht mehr raus

     
    • Jo

      Samstag, 25. September 2010 at 22:04

      Na hör mal, die haben hier bis vor kurzem Häuser aus Papier gebaut!!!