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Mission Impossible

30 Sep

Guten Morgen, Mister Phelbs! Sie befinden sich in Seoul, der Stadt, die niemals schläft. Es ist 19:30 und Ihre Aufgabe, sollten Sie die Mission übernehmen, ist es ein Laken, ein Handtuch, einen Bettbezug und ein Kissen zu besorgen. Geben Sie dafür nicht mehr als 30-50€ aus. Sollten Sie oder ein Mitglied Ihres Teams gefangen genommen oder getötet werden, wird das Ministerium jegliche Kenntnis über diesen Auftrag abstreiten. Dieses Band wird sich in fünf Sekunden selbst zerstören. Viel Glück, Jim!

Zunächst sind wir losgezogen un haben einen Metroanhänger für mich gekauft. Meine alte Metrokarte habe ich dem frisch eingetroffenen M. verscherbelt. Die Anhänger sind ungefähr doppelt so teuer in der Anschaffung aber deutlich praktischer. Anschließend gings ins Warenhaus durch den Supermarkt, welcher sich nahtlos im Keller an ersteres anfügt. Dort also Stockwerk für Stockwerk durchkämmt auf der Suche nach Bettwäsche. Bereits im dritten Stock (also fünf über dem Supermarkt) haben wir die Bettenabteilung gefunden. Dort war das mit dem Kissen kein Problem (₩10.000 inkl. Bezug). Das mit dem Deckenbezug und dem Laken stellte sich aber weitaus schwieriger dar. Zum einen schlafen Koreaner offensichtlich immer auf 1cm dicken gesteppten Lacken. Das ist ja an sich kein Problem, würden diese nicht ₩45.000 und mehr kosten. M. bleibt schließlich nur reichlich zwei Wochen und so stand es außer Frage. Einen Bettbezug, ebenfalls schwerer Stoff aber nicht gesteppt, kostete immer noch ₩35.000, also auch viel zu viel.

Von einem anderen Mitarbeiter (oder Kunden) erhielten wir dann den Tipp einen Blick auf den traditionelleren Markt direkt neben an zu werfen. Die Uhr schlug mittlerweile 20:30. Wir also der Beschreibung gefolgt und tatsächlichwar direkt neben an, von uns unbemerkt, ein Markt. Wir also runter und rein und geschaut. Ein Stoffgeschäft hatte offen und so wollten wir als Notlösung einfach eine Bahn Stoff kaufen aber der Billigste war wieder so teuer wie das gesteppte Lacken, wahrscheinlich der Spezialpreis für uns Touristen. Glücklich sah der Händler aber auch nicht aus, als wir sein Geschäft betraten. Unser Unterfangen war zugegebener Maßen auch schwer mit Händen und Füßen klar zu machen. Wir sind dann also wieder raus und haben dann erstmal das Kissen gekauft.

Dieses brachten wir erstmal zurück ins Bieberhaus. Der Plan war es, die in vielen Reiseführern gelobten Nachtmärkte für Klamotten aufzusuchen. Auf dem Weg zum Bieberhaus haben wir uns spontan entschlossen, an einem sehr beliebten Straßenstand etwas zu kaufen. Ich hatte bereits an einem solchen Stand probiert und es hatte geschmeckt. So muss doch also an einem sehr beliebten Stand wohl auch was extrem leckeres zu haben sein. Der Typ zieht also ein knappes Dutzend Fleischspieße aus einer Tüte und fängt an die mit Zeugs zu betreufeln. Erst klarer Sirup (oder as auch immer), dann Senfähnliches, dann gelbes Pulver in Massen, dann ein Paar Nüsse, dann wieder das klare Zeugs und dann noch mal Nüsse. Zwischendurch immer mal wieder Holzleim. Das ganze sehr Kunstvoll und über offenem Feuer. Nach fünf Minuten war er endlich fertig und wir konnten probieren. Es war das eckligste, was ich je in meinem Leben gegessen habe. So wiederlich, dass es eine gewisse legendäre Kürbissuppe um ein leichtes übertrifft und auch locker mit einer gereiften noch viel legendäreren Melone mithalten kann. Ich habe eine Banane, einen Joghurt, eine halbe Tüte Milch, Zähneputzen, Cola und einen Kaugummi gebraucht um den Geschmack wieder loszuwerden. Dummerweise kommt er jetzt immer wieder, wenn ich auf dem Weg zur U-Bahn an dem Stand vorbei muss.

In diesem Fall war das gleich, da wir nach dem Abladen auch sofort um Dongdaemun Market auf sind. Diese lassen sich nur schwer adäquat beschreiben. Im Prinzip handelt es sich dabei um ein ewig langes Gebäude mit drei Stockwerken und einem Keller. Auf jeder Etage befinden sich zwei lange Gänge (lang meint so Kilometerlang). Querende Straßen können in wackligen Brücken überstiegen werden. In diesen Gängen befinden sich links und rechts Myriaden von kleinen Fächern, in denen kleine Stände sind, welche alle den gleichen Schund verkaufen. Stand an Stand an Stand an… In den meisten dieser Läden befindet sich hinten noch ein kleines Kabuff, wo der LadenbesitzerIn sich ausruhen kann. Denn die Uhr hat 12 geschlagen. Und der Markt ist offen, wenn auch nicht überfüllt. Wir sind also einen Teil der Gänge abgegangen nur ohne Erfolg für Stoff oder wenigstens ein großes Handtuch. Schlussendlich haben wir also einen Laden gefunden, der Handtücher verkaufte. Aber der war zu. Eine Stunden später dann ein offener Handtuchladen, aber nur mit mäßig großen Handtüchern. Naja immerhin hatten wir jetzt dieses.

Geschlagen wollten wir zurück. Also rein in die Bahn, verquatscht, umsteigen verpasst, zurück, richtige Bahn und vor allem letzte Bahn, doch nur bis zur Stadtmitte… Also raus und Taxi nehmen, oder auch nicht. Denn die halten nicht für jeden und für Amerikaner nachts um 2 schon mal gar nicht. Also haben wir geschlagene 30 Minuten auf ein Taxi gewartet. Denn die teuren Luxustaxis wollten wir nicht. Jedes mal wenn endlich mal eins anstallten machte zu halten, stand hinteruns eine Frau, welche mitgenommen wurde. Schlussendlich haben wir es also geschafft und konnten dem mürrischen Taxifahrer sogar etwas Trinkgeld geben. Da war es 2 Uhr morgens und M. hatte seit 28h nicht geschlafen. Nunja jetzt also ohne Laken und Bettbezug aber mit Kissen sollte es also sein. Denkste! Es war nämlich auch gar keine Decke da. Das was wir erst als Decke identifiziert hatten war nämlich ein koreanisches Laken. Zum Glück gab es bei mir noch eine Babydecke im Zimmer, welche ich ihm geben konnte.

Am nächsten Morgen stellte sich also raus, dass eigentlich eine Decke zur Ausstattung gehört (ein Kissen aber nicht) und die Laken angeblich nach jedem Gast gewaschen werden (hmmm….). Eine Decke hat er jetzt bekommen. J. am nächsten Tag hatte dann Bettbezüge da und benutzt jetzt einfach das koreanische Laken als Decke. Da hatte ich also richtig Glück, dass ich sowohl ein Kissen, als auch eine Decke (ja sogar 1 1/2) auf meinem Zimmer hatte. J.’s Zimmer ist übrigens auf der anderen Seite des Ganges und tatsächlich rund einen m² kleiner!!! Am nächsten Morgen gings dann also in die Bank um für M. ein Konto zu eröffnen. Mit meinen Erfahrungen ging dies doppelt so schnell wie bei mir und nach der Uni gings dann zum Immigration Office, wo ich prompt endlich meinen Ausweis wiederbekam. Abends waren wir dann mit einem deutschen Freund koreanisch essen. Es gab koreanisches BBQ. Dabei kriegt man rohes Fleisch zum Selberbraten und Dips sowie Gemüse und (Salat-)Blätter zum einwickeln und was weiß ich. Sehr lecker. Anschließend waren wir noch in einer Bar, was dazu führte, dass ich endlich mal richtig gut schlafen konnte.

Zu guter letzt gibt es noch ein paar Bilder aus dem Alltag. Zu sehen sind rote Lampen, alternative Anzeiger, Welpen, Verkehrszeichen, ein Stadtplan, Werbung, mal wieder ein U-Bahnplan, ein Parklift, mehr Kabel und meine Foreigner Registration Card.

 
3 Kommentare

Eingestellt um 22:52 KST

 
  1. Andreas

    Montag, 4. Oktober 2010 at 23:49

    Na dann wirst du mal Weihnachten wieder nach Hause müssen ;)
    Schreib mal was zu Ticketpreisen, Qualität und generellen Unterschieden von BVG und den dortigen ÖVs. Nachtverkehr scheint es ja zu geben.

     
  2. Jonathan

    Mittwoch, 6. Oktober 2010 at 02:25

    Hast du mal dem Essenstandbesitzer gefragtr, ob er euch vergiften wollte?

    Sehr schöner Bericht und tolle Bilder.

     
    • Jo

      Mittwoch, 6. Oktober 2010 at 15:16

      Fragen ist in Korea so eine Sache, da ich mir sicher sein kann, dass er kein Wort Englisch spricht…