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Lost in Suwon

17 Okt

Letzte Woche hatten wir beschlossen, nach Suwon zu fahren. Das ist eine kleine Stadt im Süden von Seoul, welche noch mit der U-Bahn erreicht werden kann (hier ist es eher eine Art S-Bahn). Während der Fahrt hat ein Mann mit einem Handkarren versucht irgendwelche Tuben mit irgendwelchem Zeugs zu verkaufen und fand sogar Kunden – sehr eigen. In Suwon angekommen, haben wir nach leichten Orientierungsschwierigkeiten unseren Weg in die Innenstadt aufgenommen. Bis auf die Tatsache, dass alle Häuser vielleicht ein paar Stockwerke weniger haben, konnte ich zunächst einmal keinen Unterschied zu Seoul ausmachen. Am Bahnhof begrüßte uns ein vollautomatischer Bekehrautomat welcher mit der Lautstärke von zwei Jettriebwerken eine Botschaft verkündete. In der Tat sind Leute, welche entweder auf der Straße oder in Tunneln oder sonstwo Botschaften verkünden recht häufig hier. Ein klein bisschen nervig wenn ihr mich fragt auch wenn ich nix verstehe. Das mit den Freikirchen scheint in Korea ein weit verbreitetes Problem zu sein und teilweise größere Ausmaße als in den USA anzunehmen. Sehr spooky. Die ganze Stadt war übrigens mit “Happy Suwon”-Emblemen gepflastert und zwar im wörtlichen Sinne. Scheinbar gab es da vor nicht allzu langer Zeit ein gefördertes Projekt. In dessen Rahmen scheinen auch viele der neuen Hochhäuser gebaut worden zu sein um mehr Wohnraum für die Seouliten zu schaffen. Auf dem Weg gab es noch eine Fotoausstellung und Vorbereitungen für ein Fest zu begutachten. Die Stadt war gewohnt voll mit Menschen allerdings scheinen Ausländer hier einen deutlich höheren Seltenheitswert zu haben als in Seoul und so wurden wir regelmäßig verwundert und misstrauisch angeschaut. Eigentlich kann man auch nicht von einer extra Stadt reden, da auf der Zugfahrt keine Strecke ohne Häuser gewesen ist.

Nach einem (unerwartet langen) Fussmarsch waren wir endlich an der Hauptatraktion angekommen. Irgendein König hatte nämlich dereinst beschlossen, Suwon zur Hauptstadt Südkoreas zu machen. Infolge dessen hat er hier eine große Festung gebaut. In Wahrheit handelt es sich dabei um eine Stadtmauer mit großen Stadttoren und in der Mitte befindet sich ein Palast mit Bergen im Rücken und einem Fluss nach vorne raus, so wie es die Regeln vorschreiben. Leider wurde auch hier wie vielerorts vieles im Krieg zerstört und erst in den letzten 20 Jahren wieder aufgebaut. Trotzdem war es mal nett etwas mehr Natur  (wenn auch nicht viel) zu sehen. Auf dem Berg gabs eine Pagode mit toller Aussicht auf die Innenstadt und eine Pagode mit ner Glocke drin welche Segen und ewigen Frieden dem glockenden Verspricht. Anschließend ging es vorbei an einem merkwürdigen Denkmal in den Palast. Dieser wurde quasi nie benutzt außer von dem vormals genannten König und das wohl auch fast nur für den 60. Geburtstag seiner Mutter. Später war er nochmal Sommersitz.

Vor dem Palast war eben das gleiche Fest im Gange. An dieser Stelle fand, sozusagen angegliedert, ein Internationales Food Festival statt. Na wie praktisch. Wir also dahin und auf der Suche nach dem vom Reiseführer gepriesenen Suwon-Galbi (Rippchen). Die gabs natürlich nicht und so haben wir uns für chinesische Nudeln mit Schwein entschieden. Anschließend wollten wir zum Bahnhof zurück um von dort den Bus zu ein Paar Königsgräbern zu nehmen. Toller Weise fuhr der Bus auch direkt vom Palast. Dumm nur, dass in wenigen Augenblicken eine Parade begann und somit eigentlich gar kein Bus fuhr. Also sind wir zu Fuss vor der Parade geflüchtet und gerade noch so weg gekommen. Aber auch auf dem Weg zum Bahnhof gab es mehr oder weniger nette Perfomances und Krachmacher. Nach entsprechendem Anlauf waren wir endlich am Bahnhof. Dort mussten wir unseren Bus suchen, welchen wir vorher mühseligst aus einer koreanischen Website (IE8 + acitveX) gepopelt haben (ja mitlerweile weiß ich, dass Google Maps das gleiche kann nur auf Deutsch und viel Übersichtlicher und mit fast jedem Browser). So oder so war es schwierig unsere Haltestelle aus den rund 20 raus zusuchen, weil unser Bus nie auf den Übersichtskarten war, da er aus Suwon raus führte. Und ja es war die letzte Haltestelle. Naja Busfahren heißt Stau schauen in Seoul und Umgebung und so hatten wir ne kleine Pause.

An den Königsgräber angekommen stellten wir fest, dass auch hier Fete war und lustige Leute sich in lustige Lappen kleideten und mit Pfeil und Bogen unterwegs waren. Die Gräber selbst waren das einzige Stückchen “Wald” in der weiteren Umgebung (ungefähr so groß wie der Friedrichshain) und netterweise gabs einen kleinen Rundweg um das Ding, welcher ausnahmsweise mal nicht so überlaufen war. An die Gräber selbst kam man leider nicht so ohne weiteres ran und so konnten wir nur von unten etwas schauen. Von einem der leeren Beobachtungstürme (gegen Nordkorea?!?) gabs noch einen schönen Ausblick,  welchen ich mir nur mit einer Hornisse teilen musste.

Anschließend gings also zurück. Wir haben wieder versucht einen richtigen Bus zu kriegen, was natürlich fehl schlug. An der nächsten Haltestelle haben wir dann wieder gewartet nur um dann in einen anderen Bus zu steigen, welcher dort zwar nicht fahren sollte aber trotzdem zum Bahnhof fuhr. Fix und alle mussten wir dann in der Bahn auch noch stehen. Zum Abschluss noch ein paar Ansichten von dieser malerischen Kleinstadt.

 
2 Kommentare

Eingestellt um 17:45 KST

 
  1. Irene

    Mittwoch, 20. Oktober 2010 at 01:18

    oh ein Selbstporträt…..
    irgendwie wirkt der Ort wie zwischen die Zeit gefallen

     
  2. Andreas

    Mittwoch, 20. Oktober 2010 at 18:57

    Tolle Sammlung an Bildern. Bei einem ist dir aber ein Fehler unterlaufen. Wie an der Farbe eindeutig zu erkennen, handelt es sich nicht um einen Hasen, sondern um einen Schneehasen. Bitte korrigieren.
    Mit dem worldclass ist es wie mit dem weltgrößten Binnenleuchturm zwischen Moritzburg und Bärnsdorf ;)